Auf dem Prüfstand: neue Möglichkeiten der Behandlung

Ärzte und Forscher entwickeln neue Ansätze, wie Brustkrebs wirksam bekämpft werden kann. Mitunter dauert es Jahre von der Idee bis zum ersten erfolgreichen Einsatz in der Klinik.

Wissenschaftler verstehen immer besser, wie Brustkrebs entsteht und sich ausbreitet. Aus diesem Wissen heraus ergeben sich neue Ansätze einer für jede Patientin maßgeschneiderten Krebstherapie. Darüber hinaus gilt es, bereits bestehende Behandlungsverfahren zu verbessern. Ziel ist es, die Wirksamkeit der Behandlung zu erhöhen und/oder die Nebenwirkungen der Therapie zu verringern.


Fortschritt durch Studien
Bei der Behandlung von Brustkrebs wurden über die letzten Jahre spektakuläre Fortschritte erzielt – weil viele Frauen sich bereit erklärt haben, an Studien teilzunehmen. Denn jede neue Behandlungsform und jede Verbesserung einer bestehenden Behandlung wird erst eingehend geprüft, bevor sie allen betroffenen Frauen zur Verfügung steht.

Immuntherapie
Unter dem Begriff Immuntherapie fasst man verschiedene Therapiestrategien zusammen, bei der das körpereigene Immunsystem dazu "erzogen" wird das Tumorwachstum zu begrenzen und bösartige Zellen zu bekämpfen.

Schon heute werden z. B. so genannte monoklonale Antikörper eingesetzt, beispielsweise Trastuzumab (Herceptin®) bei fortgeschrittener Brustkrebserkrankung. Sie heften sich an bestimmte Oberflächenstrukturen von Krebszellen und unterbinden dadurch deren Vermehrung. Mit Hochdruck arbeiten Wissenschaftler auch an einer "Krebsimpfung". Sie soll Abwehrzellen in die Lage versetzen, Tumorzellen als "böse" zu erkennen und diese dann zu zerstören. Im Gegensatz zur vorbeugenden Impfung gegen Infektionserkrankungen, wie z. B. Masern, Röteln oder Hepatitis, wird die Krebsimpfung als Behandlungsmaßnahme eingesetzt.

Hemmung der Bildung von Blutgefäßen
Das Wachstum von Tumoren hängt entscheidend von der Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen ab. Um dies zu gewährleisten, regen Tumorzellen das Wachstum von Blutgefäßen an (Angiogenese). Ein neuer Ansatz der Krebstherapie besteht darin, den Tumor "auszutrocknen", indem man durch bestimmte Medikamente die Blutzufuhr zum Tumor abschneidet. Solche Medikamente werden als "Angiogenese-Hemmer" bezeichnet.

Gentherapie
Große Hoffnungen werden in die Gentherapie gesetzt. Angriffspunkt sind Genveränderungen, die zur Entstehung oder Ausbreitung von Krebs führen können. Noch ist allerdings nicht absehbar, wann Forscher "kranke" Gene ersetzen oder mithilfe der Gentechnik körpereigene Immunzellen gegen Krebszellen "scharf" machen können.

Bewährte Behandlung – neue Schlagkraft
Zwar werden schon viele Medikamente in der Krebsmedizin eingesetzt, man weiß jedoch manchmal nur wenig über ihre Stärken und wie sie am besten zur Entfaltung kommen. Besonders intensiv forschen Wissenschaftler an der wirkungsvollsten Dosierung, Kombination und Aufeinanderfolge verschiedener Medikamente im Einklang mit der Operation und Strahlenbehandlung.

Manche Medikamente bergen sogar richtige Überraschungen. So zeigte sich, dass die zur Osteoporosebehandlung verwendeten so genannten Bisphosphonate nicht nur bei Knochenmetastasen helfen, sondern auch die Teilung von Krebszellen hemmen. Daher werden derzeit Studien durchgeführt, die untersuchen, ob Frauen ohne Knochenmetastasen diese Medikamente unterstützend bereits nach der Brustkrebsoperation erhalten sollten.